Die Welt als Guckkasten, als Panorama en miniature. Ein Museum, in Vitri­nen eingelegter Zivilisationsmüll hinter Plastikfolien. Was immer Gerhard Kaiser in den letzten Jahren produziert und konserviert, zeigt er als geschlos­senes System, abgegrenzt durch Metall-Ösen. Darin, hinter seinen typischen Plastikfolien, die die Ambiguität von Durchsichtigkeit und undurchlässiger Reflexion in sich vereinen, befinden sich gefundene Materialien, Müll: Tier­haare, die das Animalische des Menschen verkörpern und gleichzeitig auch Unvergänglichkeit symbolisieren, Repros von Zeitschriften, mit dem „Flair der abgelegten Absicht" behaftet. Einer dieser Fund-Stoffe ist auch Papier. Der Kunststoffbehälter wird auch hier wieder zum Bildträger, ob als neu­zeitlicher Sarkophag oder als Bild - Objekt an der Wand. In seiner Papier­arbeiten - Serie mit dem bewußt altmodischen Titel „Licht und Luft, Klang und Duft" spielt der Künstler auf den vielfältigen Umgang mit Papier an, auf dessen sinnliche Wahrnehmung: Das Rascheln beim Zerknüllen, Veränder­lichkeit des Papiers je nach Holzhaltigkeit und Lichteinfluß. Jede Arbeit die­ser Serie nimmt sich einer dieser Eigenschaften an. Der „Meditationsblock" übernimmt selbst den Enstehungsprozeß der Arbeit, die sich fortwährend verändert. Mit hohem Holzanteil versehenes Papier verfärbt sich mit ver­änderndem Lichteinfluß und reagiertauch auf die Luftfeuchtigkeit. Ein großer Plastik-Schaukasten wiederum demonstriert den haptischen Umgang mit dem Werkstoff Papier. Reißen-Knüllen-Schmeißen: zerknülltes Papier - wieder, aber diesmal nackte, neutrale „abgelegte Absichten". Konservierte, verschlüsselte und unkennbar gemachte Information enthält die „Archivsäule" mit vom Reißwolf zerschlissenen Papierbahnen und -fetzen. Als technoides und gleich­zeitig menschliches Bild, gleichsam ein humanes Repro, integriert Kaiser auch ein Röntgenbild in sein Ensemble. Ursprünglich war auch die Ver­wendung von Erde und Rindenmulch geplant, also ganz an den Ursprung zurückgedacht. Dagegen setzt man Papier-Arbeit allgemein mit Papier als Bild-Träger gleich. In sämtlichen Arbeiten bezieht sich Gerhard Kaiser auf seine Kunst-Vorbilder Marcel Duchamp und Joseph Beuys, auch auf eine ar­chaische Arte Povera mit der Verwendung von einfachen Grundmateriali­en, Ursprungsformen wie dem Kreuz, aber auch den ironischen, distan­zierten Umgang damit. DORIS KRUMPL


Gerhard Kaiser neigt - was wie ein Wider­spruch klingt - auf sehr komplexe Weise zu immer radikaleren Lösungen, wobei er eben deshalb davor bewahrt bleibt, dorthin zu kommen, wo schon viele waren und viele immer wieder ankommen werden zur Bestäti­gung dessen, was dieses Jahrhundert an Er­gebnissen der bildenden Kunst geleistet hat: diese Reduktion bis an die Grenzen und for­malen Wurzeln des künstlerischen Produktes; daß das 20. Jahrhundert etwas über Kunst als Sinn der Kunst gezeigt hat, was tatsächlich nichtauszusprechen ist, sondern nurauf diese spezifische Weise zu zeigen war: Daß es mit einer leeren Fläche auch getan sein kann, oder aus anderen Richtungen, mit dem Min­desten, jedenfalls. Nun hat alles sein Minde­stes, und mehreres insgesamt auch ein ge­meinsames Mindestes. Das meint die kom­plexe Weise der Radikalität bei Kaiser. Auch er kommt zu Punkt, Linie und Fläche, aber eben nicht allein aus formalen Gründen, son­dern aus vielen Implikationen, die seinen For­mulierungen - bei aller Reduktion - immer noch angehören. Aus Allem dieses bestimmte Eine auf jeden Fall zu machen. Otmar Rychlik

A.Schantl L.Kogler J.Rössl M.Rennhofer O.Rychlik Rychlik+Krumpl W.Hilger W.Pauser J.P.Hodin M.Wagner W.Stelzer N.Pernod H.Knack Ch.Krejs F.Steininger

M.Wagner III Carl Aigner Alexandra Schantl II Oswald Oberhuber Günter Oberhollenzer Michaela Seiser Lucas Gehrmann Alexandra Schantl III Gerhard Kaiser I Gerhard Kaiser II