Die Struktur als verborgenes Ritual

Bemerkungen zu Gerhard Kaiser

 

Die jüngsten künstlerischen Gestaltungsmethoden von Gerhard Kaiser  basieren auf der Selbstbehauptung des Malerischen im Sinne des prozessual-individuell motivierten Duktus gegenüber dem ikonographischen Kontext früherer Arbeiten. Entscheidend für diesen radikalen Schritt ist die Loslösung vom Gegenständlichen im
Sinne der gesehenen Wirklichkeit. Nicht der bestimmte Ausschnitt in seiner topographischen und naturalistischen Treue, sondern die dahinter liegenden Strukturen und Phänomene werden elementare Anliegen.
In diesem Raum kann er sich freier und  malerischer betätigen. Ein nuancenreiches
Oszillieren der malerischen Fährte zwischen Autonomie und Gebundenheit ist somit zu erkennen. So dominieren in den jüngsten Werken von Kaiser bizarre Netze  das Bildgeschehen und dieses wird durch die Verwendung von Nichtfarben intensiv fokussiert. Obwohl die Strukturen als im Bildraum verankerte Gebilde rezipiert werden können, verkörpern sie dennoch die faktisch zweidimensionale Fährte des Farbauftrags, die unmittelbar aus der Hand des Malers auf die Leinwand fließt. Schwungvoll werden mehrere Farblagen, häufig in Schwarz, Grau und Weiß, übereinander geschichtet. Durch den malerisch-prozessualen Charakter des Duktus
unterscheidet sich Gerhard Kaiser entschieden von aktionsgeladenen Bildfindungen. Er lässt den Bezug zum Gegenstand in Form von Geflechten, Texturen und Strukturen aufrecht und distanziert sich somit von einer referenzlosen abstrakten Haltung. Neben dem expressiv anmutenden Duktus setzt Kaiser konstruktiv geometrische Elemente in die Bildkomposition ein, die sich ambivalent verhalten. Hiermit wird ein symbiotisches Spannungsverhältnis von subjektiv Gemaltem und rational-konstruktiven Geometrischem mit malerischen Mitteln exerziert. Dadurch ist das Bild in einem oszillierenden Zustand zwischen Tiefensuggestion und Farb-
flächenkomposition gegeben. Dieses Spannungsmoment ist in einer ähnlichen phänomenologischen Dimension auch schon in seinem früheren Werk erkennbar. In
Gerhard Kaisers Werk erfolgt das Zur-Schau-Stellen von Malerei zudem auch in einem repetitiven und reflexiven System. Es herrscht eine rigorose Ruhe, eine distanzierte Stille, eine unheimliche Einfachheit, wobei die scheinbare Wirkung die Aura der ästhetischen Präzision gleichzeitig senkt und hebt. Mit großer Präzision entwirft er generische Bildwelten. Diese scheinbar kühlen Welten werden mit einer
Kompakten, kohärenten und gründlich durchdachten Ordnung auf der Grundlage einer kontemporären Realität der Systematisierung gefüllt. In diesem Sinne könnte sein künstlerischer Ansatz als wissenschaftlich gesehen werden, als Versuch einer Sichtbarmachung von Stukturen als verborgenes Ritual.

DDr.Leopold Kogler

A.Schantl L.Kogler J.Rössl M.Rennhofer O.Rychlik Rychlik+Krumpl W.Hilger W.Pauser J.P.Hodin M.Wagner W.Stelzer N.Pernod H.Knack Ch.Krejs F.Steininger

M.Wagner III Carl Aigner Alexandra Schantl II Oswald Oberhuber Günter Oberhollenzer Michaela Seiser Lucas Gehrmann Alexandra Schantl III Gerhard Kaiser I Gerhard Kaiser II