„Images are Always by your Side“ – Zum Werk von Gerhard KAISER
Die Macht und Ubiquität der Bilder übt eine ambivalente Faszination aus, sie ist zugleich Bedrohung und Chance, für Gerhard Kaiser, zugleich Stress und Legitimation seines künstlerischen Schaffens. Das Grundthema seiner Arbeit ist das Bild an sich, oder besser, die zeitgenössische Bilderwelt. Verhandelt wird die Frage nach der Beherrschbarkeit und Bewältigbarkeit der Bilderflut, nach deren Anfang und Ende, bzw. nach deren Bezug zur Realität.
„Images are always by your side“ ist der Titel einer rezenten Werkserie von Kaiser, doch dieses Postulat scheint nicht nur einem Werk, sondern seinem gesamten Oeuvre zugrunde zu liegen. Bilder sind nicht nur das Produkt seines Schaffens, sondern Images sind auch das Material. Der Begriff „Image“ meint hier sowohl zweidimensionale Bilderzeugnisse, wie Fotografie, Reproduktion, Zeichnung, als auch dreidimensionale Objekte, meist Alltagsgegenstände und Abfälle der industriellen Bildproduktion, sowie geistige Bilder, die in Form von Symbolen und Textfragmenten Einzug in seine Arbeiten finden.
Um die tägliche Bilderflut, und dem damit einhergehenden Zwang zur Selektion, zu begegnen, sammelt Kaiser Bilder aus seinem Alltag, Fernsehen und Printmedien, indem er sie fotografisch festhält oder scannt, und archiviert sie. Durch den Akt des Archivierens werden sie ihrem Kontext enthoben und gelagert, um sie später neu zu entdecken, neu zu bewerten, neu zu ordnen und zu neuen Bildern zu verarbeiten. Dabei experimentiert der Künstler mit verschiedenen sich kontinuierlich verändernden Medien und Techniken, und kombiniert diese in immer unterschiedlicher Weise. Der Arbeitsprozess ist ein Experimentieren mit divergierenden und ineinandergreifenden Medien, und ein Erforschen der entstehenden Harmonien und Dissonanzen.
Das Oeuvre Gerhard Kaisers ist vielfältig,  dazu zählen etwa: „Plastikplastiken“, einsehbare, durchsichtige Objekt aus Plastikfolie; Objekte aus Gips, Leim, Fotomaterial, Polaroids und Drucktüchern; Gemälde mit übereinandergelegten Schichten und Mustern aus Öl und Sprühlack; Leinwände die mit Siebdruck, Schablonen, Zeichnung, Lack und Acrylfarbe bearbeitet wurden; sowie zuletzt, digitale Collagen, gedruckt auf verschiedene Kunststoffe; und raumgreifende Installationen und Objektparcours aus durchsichtigem, bedrucktem Plexiglas.
Obwohl sich seine Methoden der Bildproduktion ständig entwickeln und verändern, gibt es einige Konstanten in seiner Arbeit: die wohl bedeutendste ist die ständige Transformation der Bilder von einem Medium ins andere. Kaiser arbeitet oft mit Reproduktionstechniken, er druckt, er schabloniert, er scannt und erzeugt digitale Bilder Mittels Computer. Er vervielfältigt sein Archivmaterial, um es weiterbearbeiten zu können und bedient sich dabei genau der Techniken, die Ursache seines Unbehagens sind. Gleichzeitig nimmt er den zum Teil sehr persönlichen Archivbildern mit ihrer ursprünglichen Medialität auch einen Teil ihrer Identität und Geschichte, um die verbliebenen Fragmente in konstruktivistischer Weise neu zusammenzusetzen.
Eine anderes auffallendes Merkmal Kaisers Arbeiten ist das Material und die Farben die er verwendet: zumeist sind es höchst künstliche Materialien wie Plexiglas oder Plastikfolien, Lack und Acryl. Kunststoffe sind als Verpackungsmaterial und Grundsubstanz vieler Gebrauchsgegenstände zum Synonym der Konsumkultur schlechthin geworden. Auch das künstliche Scanner-Licht mit dem er experimentiert, und die grellen Neon-, und Signalfarben die Kaiser verwendet, sind der Industrie und Werbung entnommen.
Die Farben und Materialen erinnern an die schnelllebige Warenwelt, und suggerieren eine verheißungsvolle, und vor allem schnell rezipierbare, eindeutige Botschaft. Doch Gerhard Kaisers Arbeiten wollen das Gegenteil: mit radikaler Kürzung und Farbe versucht Kaiser, wie er sagt, einer sich immer mehr radikalisierenden Gesellschaft, die immer achtloser, gieriger und ungerechter wird, in der Solidarität fehlt und Natur zur Bellaflora-Insel gerät, etwas entgegenzusetzen. Er bezieht sich auf diese Gesellschaft, indem er genau mit den Materialien, Bildern und Techniken arbeitet, die er darin vorfindet und entgegnet ihr, indem er diese umwandelt in Kunst.
Gerhard Kaisers Bilder wachsen und breiten sich aus, sie sind fertig und unvollendet zugleich. Er verknüpft nicht nur sein archiviertes Bildmaterial immer wieder neu, sondern verwebt einzelne Werke zu offenen Installationen, denen immer wieder Teile hinzugefügt werden, die neu arrangiert und erweitert werden und damit auch immer mehr Raum einnehmen, und immer neue Interpretationsvorschläge evozieren.
Das Bild wird in Kaisers Arbeiten stets neu verhandelt, es ist nicht eindeutig und nicht statisch, sondern unterliegt ständiger Veränderung. Damit spiegelt Kaisers Werk eine fundamentale Skepsis am Bild, und an einer möglichen Herrschaft über die Bilderwelt und der ihr innewohnenden Selektionsprozesse, wider. Seine Arbeit ist der immer neue, und theoretisch bis ins unendliche variierbare, Versuch der Befriedung dieses permanenten Bilderkrieges. Gerhard Kaisers Oeuvre ist eine lebenslange sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit der Welt der Bilder und dem Schaffensprozess künstlerischer Werke, und dennoch gelingt es ihm, seiner Arbeit eine humorvolle Leichtigkeit zu verleihen, die es immer wieder zu einem Vergnügen macht, sie zu betrachten.

Michaela Seiser

A.Schantl L.Kogler J.Rössl M.Rennhofer O.Rychlik Rychlik+Krumpl W.Hilger W.Pauser J.P.Hodin M.Wagner W.Stelzer N.Pernod H.Knack Ch.Krejs F.Steininger

M.Wagner III Carl Aigner Alexandra Schantl II Oswald Oberhuber Günter Oberhollenzer Michaela Seiser Lucas Gehrmann Alexandra Schantl III Gerhard Kaiser I Gerhard Kaiser II