„Autobiographisches" — mit diesem Überbegriff könnte Gerhard Kaisers bisheriges Werk betitelt werden. Doch nicht als Erzähler einer historisch ordnenden Abfolge von Ereignissen wendet sich Kaiser seinem Ich zu. Er geht behutsamer vor. Mehr ahnend als wissend tastet er sich in Bereiche seines Bewußtseins vor, in denen sich konkrete Bildvorstellungen verwischt haben. Was er findet, sind Empfindungen, Gefühle und Stimmungen von hoher Eindringlichkeit. Er folgt den Spuren von Prozessen, die seine Erleb­nisfähigkeit und somit seine Motivation als Künstler entscheidend mitbe­stimmt haben.
Sei es eine auf harte Konturstriche reduzierte Aktzeichnung, sei es ein zu Symbolen verschlüsselter Gedanke, Kaiser läßt nur das ihm wesentlich Erscheinende gelten. So versucht er, in eindringlichen, zu Meditation zwin­genden Collagen der herben, schmerzerfüllten Lyrik Georg Trakls gerecht zu werden.
Kaiser bannt verhuschende Assoziationen in archetypische Zeichen und bedient sich jener vorgegebenen Materialien und Objekte, deren Empfin­dungswerte seinem Erleben kongruent erscheinen. Er erkennt die im all­gemeinen Bewußtsein weitgehend verlorene Ästhetik des einfachen Ge­genstandes und interpretiert diesen innerhalb eines Werkes als Relikt eines Erfahrungsprozesses. Kaisers Ästhetik, für die sich der traditionelle Kanon als unerheblich und ungeeignet erweist, wurzelt in den dinglichen und ideellen Gegebenheiten einer Umwelt, deren Resonanz auf ihn selbst der Künstler zu erfahren trachtet.
Bewußt verwendet Kaiser formale und stilistische Mittel, die innerhalb der Moderne auf dem Boden gesicherter Traditionen stehen. Seit dem Kubis­mus dient die Einbeziehung vorgegebenen Materials in Bildkompositionen dazu, Kunst und Wirklichkeit zu verbinden. Doch nicht der zweckfreie „poeti­sche Charakter des Realen", wie ihn Kurt Schwitters entdeckte, steht bei Kaiser im Vordergrund. Nicht umsonst wählte er auch die spontane Geste der informellen Malerei als weiteren Ausgangspunkt. Innerhalb dieser Am­bivalenz von Realitätsbezug und intuitivem Empfinden sucht Kaiser einen Weg, um durch analytische Reflexion der Vielschichtigkeit der Phänomene gerecht zu werden.

Dr.Wolfgang Hilger

A.Schantl L.Kogler J.Rössl M.Rennhofer O.Rychlik Rychlik+Krumpl W.Hilger W.Pauser J.P.Hodin M.Wagner W.Stelzer N.Pernod H.Knack Ch.Krejs F.Steininger

M.Wagner III Carl Aigner Alexandra Schantl II Oswald Oberhuber Günter Oberhollenzer Michaela Seiser Lucas Gehrmann Alexandra Schantl III Gerhard Kaiser I Gerhard Kaiser II