Gerhard Kaiser gehört zu jenen Künstlern, die in ganz besonderer Weise die Erkenntnisse der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts zu einem immens prozessualen Werk verwandelt haben. Für ihn trifft der Begriff der Semiose in vieler Hinsicht zu. Er arbeitet sehr viel mit Alltagsobjekten, mit Food-Objekten, die er aus ihren funktionalen Zusammenhängen nimmt und in neuen Kontext verwandelt. Aber das ist nicht das Eigentliche. Er schafft es dabei, die Objekte in ihrer Materialität, das heißt, in ihrer stofflichen Existenz, tatsächlich zu ganz neuen, bekannten Werken zu verwandeln. Seine Arbeit, so denke ich, können wir auch sagen, ist eine Arbeit an den blinden Flecken unseres alltäglichen Sehens. Das ist, glaube ich, ein weiterer ganz wesentlicher Aspekt in seiner Arbeit. Immer sucht er Situationen, Räume und findet dabei Objekte, die unserer Wahrnehmung bereits entrückt sind. Es ist auch bemerkenswert, wie Gerhard Kaiser es versteht, zwischen dem Sein des Materials und seiner Stofflichkeit und der intellektuellen Reflexion hier neue Blicke, künstlerische Blicke, entwickeln zu können. Er zeigt, dass Intellektualität auch etwas mit Sinnigkeit zu tun hat. Dass Intellektualität nicht heißt, theoretische Bahnen zu machen oder zu situieren, sondern dass Intellektualität auch etwas mit dem Sehen des Nicht-Wahrnehmbaren, mit dem Sehen des Unbekannten zu tun hat. Mit dem Blick, überhaupt erst eine Welt schaffen zu können. Wenn wir dazu etwa seine sogenannten „Schattenbilder“ als ein Beispiel nehmen, die in den Jahren 2007, 2008 und 2009 entstanden sind, so nennt ja der Schatten genau diese Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Der Schatten ist sozusagen eine Ahnung des Sehens und gleichzeitig ist der Schatten auch das Verdunkeln des Sehens oder des Wahrnehmen-Könnens. Genau in dieser ganz feinen Zone, zwischen dem gerade nicht mehr oder schon erkennen können, dort situiert er seine Arbeit, mit den Materialien. Dort situiert er seine Arbeit in einem Prozess, wo man eigentlich bei ihm nichtmehr sagen kann, er sei Maler, er sei Bildhauer, er sei Objektkünstler. Alles ergibt am Ende des Tages ein ganz komplexes Werk, wo man nichts mehr isolieren kann, weil man dadurch sozusagen den ein oder anderen Blick wegbrechen würde. Und damit die Erkenntnisarbeit, die Gerhard Kaiser mit seinem bildnerischen Werk leistet, natürlich auch ganz massiv ausblenden würden.

 

A.Schantl L.Kogler J.Rössl M.Rennhofer O.Rychlik Rychlik+Krumpl W.Hilger W.Pauser J.P.Hodin M.Wagner W.Stelzer N.Pernod H.Knack Ch.Krejs F.Steininger

M.Wagner III Carl Aigner Alexandra Schantl II Oswald Oberhuber Günter Oberhollenzer Michaela Seiser Lucas Gehrmann Alexandra Schantl III Gerhard Kaiser I Gerhard Kaiser II